Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier

Am 26.02.2015 fand in Kreuzberg eine Veranstaltung mit dem Journalisten und Autor Jürgen Gottschlich statt. Dieser startete bei uns seine Lesetour zu seinem frisch erschienen Buch „Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier“. So eindeutig wie der Titel selbst so ist auch die Richtung von Gottschlichs Vortrag: Das Deutsche Reich hatte eine große Mitschuld am Genozid am armenischen Volk vor 100 Jahren und eine Aufarbeitung dessen muss endlich stattfinden. Doch hiervon ist man noch weit entfernt. Bis heute wird der Völkermord als solcher nicht offiziell von deutscher Seite anerkannt und der eigene Beitrag verschwiegen.

Unter der Moderation von Pascal Meiser, Bezirksvorsitzender der LINKEN Friedrichshain-Kreuzberg, führte Gottschlich aus, dass Deutschland der wichtigste Alliierte des Osmanischen Reiches war und ab 1913 eine hochkarätige Militärmission vor Ort hatte. Deutsche Generäle haben im türkischen Heer an der Planung des Krieges mitgewirkt. Um mit England als Weltmacht konkurrieren zu können, war für das Deutsche Reich eine starke Bündnispartnerschaft mit dem Osmanischen Reich unverzichtbar. So unverzichtbar, dass die Deportation und die Vernichtung des armenischen Volkes, die von ihren osmanischen Partnern durchgeführt wurde, politisch gedeckt und geschützt wurde. Gottschlich geht davon aus, dass die Deutschen die Deportation und die Vernichtung hätten stoppen können. „Doch sie haben es nicht gemacht um die eigenen Kriegsziele nicht zu gefährden.“

Der Türkei-Korrespondent diverser Tageszeitungen schilderte im Detail die Geschichte der deutsch-türkischen Zusammenarbeit und berichtete über seine Recherchearbeiten zu dem Buch. 100 Jahren nach den Gräueltaten sei es nun mehr als angebracht sich mit der eigenen Rolle verstärkt auseinanderzusetzen und die Verantwortung für diese zu übernehmen. Ein wichtiges symbolisches Zeichen für ihn wäre, wenn Angela Merkel zu der Gedenkfeier am 24. April in Jerewan fahren und sich entschuldigen würde. Doch wirklich optimistisch, dass dies passieren wird ist er nicht. „Wahrscheinlich wird der deutsche Botschafter dort sein und wenn es hoch kommt eine zweitklassige Politikerriege aus Deutschland“, so der Autor pessimistisch.

Uns als LINKE kommt demnach weiterhin eine wichtige Rolle dabei zu das Thema mehr in die Öffentlichkeit zu tragen und die deutsche Rolle beim Völkermord an den Armeniern aufzuarbeiten. Die mit 70 Interessierten sehr gute besuchte Veranstaltung in der „Vierten Welt“ am Kottbusser Tor war da sicherlich ein sehr guter Anfang.