Milliardenerben verdrängen Kreuzberger Kleingewerbe - Kisch und Co. muss bleiben!

Gaby Gottwald

Zum zweiten mal innerhalb weniger Jahre droht der Kreuzberger Buchhandlung Kisch und Co. das aus. Bereits vor drei Jahren stand die Buchhandlung mit einem Bein auf der Straße, als Multimilliardär Nicolas Berggruen die Miete anziehen und seine Profite optimieren wollte. Eine Welle von Protest und Solidarität in der Nachbarschaft schreckte die bereits feststehenden Nachmieter ab, der Vertrag mit Kisch und Co. wurde mit einer Mieterhöhung bis an die Schmerzgrenze um drei Jahre verlängert.

Ende Mai diesen Jahres läuft dieser Vertrag aus, eine Verlängerung zu tragbaren Konditionen kam bislang nicht zustande. Verhandelt wurde nicht mehr mit Nicolas Berggruen, der hatte das Haus zwischenzeitlich verkauft. Wer die neuen Eigentümer sind war lange unklar. Jetzt hat Christoph Trautvetter, der bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung das Projekt "Wem gehört die Stadt?" leitet, das Geflecht von anonymen Gesellschaften und Stiftungen durchdrungen, hinter dem die neuen Eigentümerinnen sich verstecken. Niemand Geringeres, als die Erben des Unternehmers Ruben Rausing, der mit der Erfindung des TetraPaks ein Vermögen gemacht hat. Verteilt über verschiedene Steueroasen werden die Milliarden heute verwaltet und vermehrt.

Bezahlen soll das in diesem Fall die Buchhandlung Kisch und Co. - wenn nicht mit Euros, dann mit dem Rausschmiss. Wiedereinmal verdrängen vermögende Steuerhinterzieher und profitheischende Vermieter kleine Gewerbetreibende und zerstören die Kreuzberger Mischung. Besonders schäbig ist dies zu Zeiten der Coronakrise, wo viele kleine Unternehmen ohnehin um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Rausing-Enkelinnen habe ich nun angeschrieben und aufgefordert, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Mit ihren Stiftungen inszenieren sie sich als Wohltäterinnen, dann sollten sie sich in diesem Falle an das Motto des TetraPak-Konzerns erinnern: "Schützt, was gut ist." 
Der Ball liegt in ihrem Feld, sie müssen den Verbleib von Kisch und Co. ermöglichen.

 

Weitere Infos gibt es hier: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1135512.verdraengung-kartonmilliarden-gegen-buecher.html