Meine Sicht: Karstadt bleibt – Benko geht

Gaby Gottwald

Manchmal erschüttert der Kapitalismus selbst hartgesottene Kritiker. Karstadt ist so ein Fall. Das Warenhaus ging 2009 Pleite, der Chef wegen Untreue und Steuerhinterziehung in den Bau. Mit Unterstützung von Arbeitsministerin von der Leyen wurde der Konzern an den Finanzzocker Berggruen für einen Euro verschenkt. Der Retter entpuppte sich als Blender, versagte Investitionen und entließ tausende von Angestellten. Noch heute gibt es keinen Tariflohn. 2014 erhielt der Signa-Chef René Benko für wiederum einen Euro den Konzern. Der Multimilliardär übernahm dann auch Kaufhof und so wurde der Immobilienhai aus Österreich zum Warenhauskönig. Benko kauft Immobilien in bester Lage und »optimiert« die Rendite. Erst mal abreißen – so ist der Plan am Hermannplatz und auch am Kudamm. Was dort bisher verhindert wurde.

Auch wir sagen: Stopp! Über Karstadt am Hermannplatz entscheiden wir. Kein Abriss, keine Shoppingmall, keine Verdrängung des Kleingewerbes im Kiez durch einen neuen Tourismusmagneten. Keine Event-Location, die den Kiez kaputt macht. Wir fallen auf Benkos Kommunikationsprofis und ihr Beteiligungsgesülze nicht rein. Wir sagen einfach: Nein. Benko, dein Plan geht nicht auf. Berlin ist nicht FPÖ-Country.

klar.links Ausgabe #4 September/Oktober 2019