Meine Sicht. Halle für alle

Kerstin Wolter

In Berlin ist die Mieten-Frage die dominante Frage. Kein Wunder bei Mieten, die in den letzten acht Jahren um über 70 Prozent gestiegen sind. Friedrichshain-Kreuzberg ist mittlerweile der teuerste Bezirk bei Neuvermietungen. Die steigenden Mietpreise führen dazu, dass viele Menschen finanziell unter Druck geraten – viele mussten unseren Bezirk in den vergangenen Jahren sogar ganz verlassen. Für die, die bleiben, wird Friedrichshain-Kreuzberg zunehmend weniger lebenswert. Denn zu denen, die gehen, gehören auch der Bäcker von nebenan, der Lieblingsclub am Wochenende oder der Einkaufsladen, in dem auch jene einkaufen können, die kleine Einkommen haben.
Zu Letzteren gehört der ALDI in der Markthalle 9 in Kreuzberg. Doch er soll nach den Plänen des Betreibers einem dm-Markt weichen. Mit dem Verschwinden des ALDIs würde eine günstige Einkaufsmöglichkeit wegfallen. Denn wer bei unserem Bezirk nur an Hipster denkt, der vergisst, dass im Norden von Kreuzberg die Kinderarmut bei über 60 Prozent liegt. Erfreulicherweise hat sich nach Bekanntwerden der Schließungspläne alsbald Protest für den Erhalt des ALDIs unter den Anwohner*innen gerührt. Zurecht. Denn die Markthalle 9 soll »Halle für alle« sein. Auch in Zukunft.

Kerstin Wolter, Bezirksvorsitzende

klar.links Ausgabe #1 Januar/Februar 2020