Meine Sicht. Alle in einem Boot?

Pascal Meiser

Immer wieder höre ich: »In der CoronaKrise sitzen wir alle im selben Boot!« Dabei sind die »die Boote«, mit denen wir durch diese schwierige Zeit schippern, alles andere als gleich. Auch in der Krise sind die einen bequem in Luxus-Yachten unterwegs, während andere sich in Ruderbooten abstrampeln müssen. Während große Konzerne unkompliziert Millionenhilfen erhalten, knausert die Bundesregierung bei all denen, die wegen Corona in Kurzarbeit müssen. Doch wie soll jemand, der sonst schon jeden Euro zweimal umdrehen muss, jetzt mit 40 Prozent weniger Netto im Monat hinkommen?
Aber auch wer sonst auf Lebensmittel von der Tafel angewiesen ist, steht dieser Tage oft vor verschlossenen Türen. Und wer sonst seine Armutsrente mit Flaschensammeln aufbessert (traurig genug!), wird jetzt von der Bundesregierung ermahnt, seine Wohnung möglichst nicht zu verlassen. Doch einen Corona-Aufschlag für die Ärmsten, den verweigert dieselbe Regierung hartnäckig. Umso genauer man hinschaut, umso größer wirkt die soziale Schieflage! Ich finde, das muss sich dringend ändern. Denn noch immer gilt: Den Wert einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit den schwächsten ihrer Mitglieder verfährt. Auch und gerade in der aktuellen Corona-Krise. Und es stellt sich die Frage: Wer trägt am Ende die Kosten der Krise?

Pascal Meiser, MdB

klar.links Ausgabe #3 Mai/Juni 2020