Eine Milliarde für Soloselbstständige - Berlin hilft Kleinstunternehmern und Künstlern sofort

Steffen Zillich

Die Corona-Krise trifft Berlin mitten ins Herz: Für die hier lebenden Soloselbstständigen, Kleinstunternehmerinnen und Kulturschaffenden ziehen die harten Einschränkungen enorme Einkommenseinbußen nach sich. Doch Berlin hat schnell reagiert: Während in manch anderen Bundesländern noch darüber gerätselt wurde, was denn mit den vom Bund beschlossenen Finanzhilfen für die Wirtschaft anzufangen wäre, legte Berlin ein eigenes Soforthilfeprogramm mit einem Gesamtvolumen von zunächst 600 Millionen Euro auf und setzte es um. Auch wenn am ersten Tag der Server der Investitionsbank Berlin unter der enormen Flut der Anträge zusammenbrach, waren nach wenigen Tagen zehntausende Anträge bearbeitet, bewilligt und jeweils 5000 Euro ausgezahlt. Bewusst sollte das Landesprogramm dazu dienen, dass Selbstständige sowie Künstlerinnen und Künstler auch ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Viele waren verwundert und überrascht, wie schnell und unbürokratisch das ging: »Ausgerechnet in Berlin« sagten manche und einige waren gerührt darüber, eine solche Hilfe von der öffentlichen Hand zu erfahren.
Ausgezahlt wurden am Ende weit über eine Milliarde Euro. Damit ergänzte Berlin unbürokratisch die Hilfen des Bundes, die an viele betriebswirtschaftliche Bedingungen geknüpft und für laufende Betriebsausgaben gedacht sind, nicht aber für den ebenso nötigen Lebensunterhalt.
Damit ist aber noch nicht allen geholfen: Insbesondere für Kultureinrichtungen, kleine Kunstbühnen, Theater und Kinos gibt es jetzt ein weiteres Berliner Programm: Bei Bundeskrediten können, wenn es erforderlich ist, Tilgungen teilweise übernommen werden oder, wenn Kredite nicht in Frage kommen, Zuschüsse ohne Rückzahlung bewilligt werden. Sinnvoll wäre es darüber hinaus, wenn bewilligte Zuschüsse für Projekte, die aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht stattfinden können, nicht in jedem Fall zurückgefordert oder zurückgenommen werden.
Mit der Plattform »Berlin(a)live«, einem gemeinsamen Projekt von Senatsverwaltung und Kulturprojekten, hat Berlin schließlich rasch eine Schnittstelle zwischen Publikum und Künstlern etabliert. Alle Kunstschaffenden können hier ihre Angebote einstellen und so dem Publikum auf freiwilliger Spendenbasis zur Verfügung stellen. Solche Projekte als Hilfe zur Selbsthilfe machen Mut und helfen hoffentlich vielen Menschen aus der Kulturszene, diese Krise zu überstehen.

Steffen Zillich

klar.links Ausgabe #3 Mai/Juni 2020