Meine Sicht. Ideologisch von vorgestern

Yvonne Hein

Die Eröffnung des 16. Bauabschnitts der A100 ist ein Symbol verfehlter Verkehrspolitik: Allein der 16. Bauabschnitt hat rund 225.000 Euro pro Meter gekostet. Wie viele bezahlbare Wohnungen hätte man davon bauen können? Andere europäische Großstädte machen Schlagzeilen mit verkehrsberuhigten Innenstädten. Aber Berlin macht lieber zwei Schritte rückwärts und baut eine Autobahn mitten durch Szeneviertel. Während die Stadt bezahlbaren Wohnraum und Grünflächen dringend braucht, werden Milliarden in Beton und Asphalt versenkt. Statt Lösungen für lebenswerte Stadtquartiere und die Klimakrise zu schaffen, frisst dieses gestrige Projekt Ressourcen und Fläche. So viel Ehrgeiz wie beim Weiterbau der A100 wünscht man sich bei der Stärkung von Bus, Bahn und der Radinfrastruktur. Und selbst verkehrsplanerisch ist das Projekt absurd: Weder die marode Elsenbrücke noch die engen Straßen in Alt-Treptow können die zusätzliche Blechlawine aufnehmen. Am Ende bleiben mehr Stau, mehr Lärm, mehr Abgase zulasten der Menschen, die in den angrenzenden Kiezen wohnen – und eine vertane Chance, Berlin zukunftsfähig zu machen.

Yvonne Hein, stellv. Bezirksvorsitzende der Linken Friedrichshain-Kreuzberg
klar.links Ausgabe #5 September/Oktober 2025