Beschluss "Für ein queeres Kulturhaus ohne Ausgrenzung und Diffamierung"

Beschluss der Mitlgiederversammlung DIE LINKE. Kreuzberg vom 05. März 2020

An die Senatsverwaltung für Kultur und Europa Abteilung Kultur
An den Bürgermeister und Kultur- und Europasenator von Berlin, Klaus Lederer

 

Resolution der Ortsversammlung DIE LINKE.Kreuzberg vom 5. 3. 2020

Für ein queeres Kulturhaus ohne Ausgrenzung und Diffamierung

Die Initiative Queer Nations, deren Vorsitz der taz-Journalist Jan Feddersen und Christiane Härdel innehaben, hatte eine „Queer Lecture“, eine Veranstaltung im taz-Haus zu Transgender angekündigt. Der Titel lautete: „Transgender: Geschlechtergeschichte Passé?“. In der Ankündigung war unter anderem von einem „Irrweg“ die Rede, von der „Auslöschung der Kategorie ,Frauʻ … und des Feminismus und der Frauenrechte“. Außerdem von „Transkultur“ und von „exzessiver Diskriminierungslogik des neuen ,Zeitgeistesʻ“ (ausgehend von Transpersonen und der Transdebatte).  Und in einer Rundmail wurde die Veranstaltung gar als eine über die „Transkrake“ angekündigt.

Die Intention der Veranstaltung war sehr offensichtlich transfeindlich. Jan Feddersen hat in einem Artikel auch schon von einer „Queergida“, die männliche Homosexualität ausgrenze, geschrieben.

Nun mag es auf der Ebene des Diskurses Differenzen zur Queertheorie (oder zu den Queertheorien) geben, aber  hier wird Menschen ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung abgesprochen und wie in jeder rechten Debatte sogar von einem „links-liberalen Mainstream“ gesprochen, den angeblich die „Transkultur“ darstelle, gegen die der (mutige weiße) schwule Mann und die (mutige weiße) lesbische Frau anscheinend seine/ihre Stimme erheben muss.

Transmenschen sind auch in Berlin derzeit verstärkt Opfer von Angriffen. Die AfD schürt generell Hass auf Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Interpersonen und will den „Genderwahn“ bekämpfen. Seit Jahren organisieren „trans-exklusive“ Feministinnen und „Gender-Skeptiker*innen“ in verschiedenen Ländern Kampagnen gegen Trans*Rechte und „Gender-Theorie“ und kommen damit sehr nahe an Kampagnen und Argumentationen von Rechtsradikalen.

Nach deutlichen Protesten aus der linken (unter anderem Klaus Lederer) und Queerszene soll die Veranstaltung jetzt in veränderter Form stattfinden.

Allerdings ist die Sache damit nicht aus der Welt. Jan Feddersen ist mit Christiane Härdel auch maßgeblich für die Gestaltung des alten taz-Gebäudes in der Rudi-Dutschke-Straße als Elberskirchen-Hirschfeld-Haus (E2H). Dieses Haus soll queeres Kompetenzzentrum für Forschung und Bildung, Geschichte und Kultur und für Archive werden. Der Senat will das Projekt gemäß seiner IGSV – Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ 2020/2021 mit mehreren 10.000 Euro fördern.

Spinnboden, Europas wichtigstes  Lesbenarchiv und Bibliothek, hat sich jetzt mit öffentlichem Protest aus dem Projekt zurückgezogen. Das feministische Archiv FFBIZ überlegt einen ähnlichen Schritt. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld als Projektpartnerin fordert, die Veranstaltung auch nicht in veränderter Form durchzuführen.

Ein an sich gutes Projekt, das seitens des Kultursenats auch als Wiedergutmachung für die Zerstörung von Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaften durch die Nazis im Jahr 1933 dienen soll, wird schwer geschädigt angesichts einer Leitung, die sich offen trans-feindlich zeigt.

Dafür darf es kein Geld vom Kultursenat geben!

Wir fordern, dass der Kultursenat und Kultursenator Klaus Lederer seine Förderung zurückstellt, solange die Leitung des Projekts ausgrenzend und diffamierend gegenüber Menschen agiert und sich nicht ohne Einschränkung zu einem queeren Kulturhaus bekennt.